aus einer Niederschrift von Herta Steinert:

"... Wer zu Pfingsten unser Holzland durchwandert, der findet fast in jedem Dorf einem freien passenden Platz einen hohen Fichtenstamm aufgerichtet, an dessen Spitze ein Birkenbäumchen angebracht ist. Das ist der Mai- oder Pfingst­baum, das Wahrzeichen aller Holzlanddörfer. Das Maibaumsetzen in Klosterlausnitz hat eine gewisse Berühmtheit erlangt. Der Platz selbst ist mit Birkenbäumchen umsäumt. Um ihn herum sind Bänke aufgestellt, auf denen sich jung und alt niederlässt, um dem fröhlichen Treiben zuzusehen. Ihren Durst löscht der Bräuhahn, ein früher vielfach selbstgebrautes Pfingstbier. Wenn die Witterung kühl ist, dann ist der beliebte Rumkaffee sehr begehrt. Dazu werden Rostbratwürste verzehrt. Der Beginn der Fröhlichkeit erfolgt am 2. Feiertag. Die Musikanten ziehen unter herrliche Begleitung der jubelnden Kinderschar musizierend im Dorf umher, machen wohl auch vor den Wohnungen des Gemeindevorstehers und sonstigen Bauern des Ortes Halt und erfreuen diese durch ein Ständchen. Öfters wird der Zug von festlich geschmückten Burschen angeführt, die ihrem Liebchen ein Ständchen bringen lassen. Dann fordern sie dieselbe zur Teilnahme auf. Darauf erscheint sie mit einem bunten Band in der Hand und knüpft dasselbe an einen Zweig des Birkenbäumchens, das die Schar in ihrer Mitte trägt. Diese Zeremonie dauert so lange fort, bis das ganze Dorf, zuweilen auch die Nachbardörfer durchschritten sind, so dass schließlich das Bäumchen voller farbiger Bänder prangt. Dann begibt man sich auf den Platz, wo der alte Pfingstbaum stand, den man bereits unter Musikbegleitung heraus gegraben und umgelegt hatte. Das verdorrte Bäumchen vom Vorjahre entfernt man von der Spitze und ersetzt es durch das Neue, mit Bändern  reich verzierte. Ist der mächtige Stamm wieder aufgerichtet, und die Bänder flattern lustig im Winde, dann beginnt das fröhliche Leben auf dem weiten Platz, wobei die Heiterkeit, der Frohsinn und der biedere Charakter der Holzländer so recht zum Ausdruck kommen. Die jungen Burschen und Mädchen tanzen beim Klang der Musik um den Mai die Kinder vergnügen sich auf ihre Art und Weise, während die Alten plaudernd umherstehen und sitzen. Die Birke mit den Bändchen bleibt auf ihrer luftigen Höhe. Durch diesen Brauch erhält das Pfingstfest für unsere Holzländer einen besonderen Reiz, dem auch der als Gast anwesende Fremde nicht widerstehen kann. ..."

 

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